Wort zum Sonntag vom 28.05.2023
Getauft auf den Namen Gottes ...
Mittwochmorgen in meiner Taufkirche gewesen. St. Bonifatius in Wiesbaden, errichtet in der Mitte des 19. Jahrhunderts und seitdem innen mehrmals verändert. Zur Zeit wird wieder renoviert, die Türme, daher ist der Haupteingang am Luisenplatz geschlossen.
Diese Kirche, in der ich am 7. Januar 1961 getauft wurde, ist die größte römisch-katholische Kirche in Wiesbaden und war einige Jahrzehnte auch die einzige. Tatsächlich begann ich meine „Laufbahn als Christ“ als Katholik, erst an meinem siebenten Geburtstag, nach dem Tod meines Vaters, änderte sich das und ich wurde evangelisch. Ich erinnere mich noch an die Kindergottesdienste irgendwo in einem Zimmer im Turm der Lutherkirche Wiesbaden.
Warum erzähle ich das? Weil das wirklich so bemerkenswert wäre, dass ein evangelischer Pfarrer „katholisch" getauft wurde? Nein, deshalb nicht!
Ich erzähle das, um selbst ein wenig darüber zu staunen, wie gerührt ich vor dem Taufbecken in der Taufkapelle von St. Bonifatius stand und hoffte, dass dieses Becken noch das Selbige des Jahres 1961 sei.
Dass das persönliche religiöse Empfinden – und da gehört das Erinnern durchaus dazu – sich mithin an Gegenständen konkretisiert, halte ich keineswegs für einen unerheblichen Gedanken. Auch ist das Vor-Augen-Gebrachte eine religiöse Notwendigkeit. An oder über vielen Taufsteinen, Taufbecken, Taufschalen zum Beispiel, befindet sich abgebildet eine Taube. Die Taube ist das Symbol für den Heiligen Geist, dessen Fest wir am Sonntag und Montag feiern. Der weht bekanntlich, wo er will, der hat weder eine feste Gestalt, noch eine feste Form, kann aber unendlich viele Gestalten und Formen annehmen. Zum Beispiel als christliche Gemeinde, als Kirche, als verschiedene Kirchen, als Glaube, Hoffnung, Liebe, als Kraft und Haltung…ja, und eben auch als ein gerührtes Erinnern, das an einem Ort und an einem dort befindlichen Gegenstand entsteht. Kirchenräume und das, was sich an und in ihnen befindet, sind auch Versuche, das Heilige, das Unabbildbare uns konkret, sinnlich und symbolisch vor Augen zu führen, nämlich, um es fühlbar und erlebbar zu machen.
Übrigens gibt es strenggenommen weder eine katholische, noch eine evangelische Taufe, wir werden nicht auf eine Kirche getauft, sondern auf den Namen des Dreieinigen Gottes – Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Gesegnete und frohe Pfingsten
Pfarrer Christoph Müller, Massenheim - Wicker